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Audion by Fischer Pre 6922, Mono Amplifier 300B

Text von: Michael Vrzal

Audion, Audion – klar war da was: 1905, die Geburtsstunde der Vakuumröhre, Lee de Forest und seine Audion-Röhre. Und natürlich Audion, die britische Röhrenverstärkerlegende.

Jede Fangemeinde hat ihre Chiffren, die für glänzende Augen unter den Eingeweihten ­sorgen. Eine der ältesten unter Audiophilen lautet 300B. Eine der ältesten? Wir reden von einem elektrischen Bauteil, das derzeit stramm auf die 70 zugeht. Dem denkbar simpelsten verstärkenden Bauelement überhaupt – einer, nein, der Triode. Die seit Jahr­zehnten eine unangreifbare Sonderstellung innehat, quasi schon kanonisiert ist, deren Nennung allein den Wissenden erschauern lässt. Übertrieben? Nun ja, schuld daran ist die mantraartige Beschwörung des 300B-Mythos, die besonders in den vergangenen rund zehn Jahren wieder verstärkt in der Fachpresse und in einschlägigen Internetzirkeln kursiert. Das Hantieren mit dem Unbeschreiblichen führte schon zu eigenen Wortschöpfungen – „Mitteltonmagie“ steht jedenfalls nicht im Duden. Da fragt man sich irgendwann schon …

Für den Anfang habe ich’s mir leicht ge­macht. Die persönliche 300B-Premiere findet in Form zweier jeweils doppelt trioden­bestückter Monoblöcke statt. Leistungsmäßig nicht wirklich zum Bäumeausreißen, doch bei vernünftiger Lautsprecherwahl lässt sich mit dem knapp Dreifachen der antiken HiFi-DIN-Norm durchaus leben. 16 Watt – dass hier die Wirkungsgrad-Losung in jedem Fall „90 Dezibel und mehr“ heißt, versteht sich von selbst.

Ausgangspunkt der Exkursion ins Triodenland ist eine Messebekanntschaft. Seit dem Umzug der High End in die Münchner Indus­triearchitektur sind aussagekräftige Hörerlebnisse leider selten geworden. Trotzdem hatte es 2005 ausgerechnet ein Newcomer aus dem Badischen geschafft, in seinem Container so etwas wie Stimmung zu erzeugen. Dipl.-Ing. Klaus Fischer von Audion by Fischer führte seine Produktpalette vor: Röhrenelektronik, eine fünf Gehäuse umfassende Kombination aus Vorstufe und Mono-Endverstärkern mit ausgelagerten Netzteilen (die Monos teilen sich eins). Dazu ein Pärchen Lautsprecher, auch aus eigener Entwicklung, aber auf den Markennamen Alpha Acoustic hörend. Ungewöhnlich genug, dass hier jemand 300B-Trioden mit konventionell bestückten Zwei-Wege-Kompaktboxen zusammenbrachte. Doch es – nein – funktionierte nicht bloß, es spielte sogar ganz ausgezeichnet: flink, glasklar, mit überraschend dynamischer Lust, vom umgebenden Trubel gänzlich unbeeindruckt. Dazu tonal sauber und so ganz ohne Trioden-Glutamat im Mittel- und Hochton. Mein Messekatalog war um ein Kreuzchen reicher.

Triodenverstärker aus deutschen Landen, das ist doch wirklich mal eine Bereicherung. Wie kommt man dazu? Und vor allem: Wie, bitteschön, gelangt ein etablierter Name wie Audion in badische Hände?

Klaus Fischer aus Linkenheim bei Karlsruhe ist, obwohl von Haus aus Akustikarchitekt, seit den 80er Jahren der HiFi-Branche zu­gehörig. Erst als Händler, seit 2001 als Deutschlandvertrieb der britischen Röhrenmarke Audion. Sein Liebesbeweis gegenüber dem Schöpfer von Geräten wie der fast schon legendären Silver-Night-Baureihe wurde in­des nicht erwidert – Bestellungen liefen ins Nichts, Kontaktversuche blieben ergebnislos. Okay, dachte sich Klaus Fischer, wenn ihr nicht wollt, dann baue ich sie mir eben selber. Das Resultat wurde vor knapp zwei Jahren erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Schaltungstechnisch haben die Geräte des Labels Audion by Fischer kaum noch etwas mit den Insel-Audions zu tun: So ziemlich jedes Detail, erklärt Fischer, habe man nach eingehender Beschäftigung mit den Originalen neu entwickelt. Name und, zumindest ansatzweise, Design können dagegen getrost als Hommage an das große Vorbild gelten.

Na also: Eine Röhrenvorstufe ohne monströse Trafo- und Elkolandschaft, die trotzdem nicht spröde wirkt

Mit 300Bs sehen sie sicher am schönsten aus, es gibt die Fischer-Monoblöcke aber auch mit anderer Bestückung: mit EL 34 oder 6L6 – deutlicher Leistungsvorsprung (2 x 25 bzw. 2 x 36 Watt) inklusive

„Audion“ als Firmenname ist übrigens nicht geschützt, Fischers Kunstgriff also nicht nur aufmerksamkeitsfördernd, sondern auch rechtlich einwandfrei. Überhaupt tummelt sich weltweit so einiges unter dem Namen Audion, und das in mitunter erstaunlich HiFi-fernen Bereichen.

Dass ausgerechnet die badischen Audions den Weg in meinen Hörraum fanden, liegt, die Fans alter Schule mögen mir verzeihen, auch an deren Optik. Es ist doch, als ob ein Designfluch ausgerechnet auf der Trioden-Legende 300B läge. Netztrafos, Übertrager, Gleichrichter, Elkos, fast die gesamten Innereien stellt die überwältigende Mehrheit der konsequent auf Retro gestylten Chassis schamlos zur Schau. Sorry, aber das muss ich nicht sehen. Glühende Röhren, okay, aber der Rest gehört bitteschön ins Gehäuse. Danke.

Der Leerraum vor den Eingangsbuchsen der Vorstufe ist für die Übertrager-Platine der MC-Option gedacht. Im Netzteil geht’s luftig zu, doch mehr ist – Brit-Fi-Fans mögen widersprechen – für eine Vorstufe auch nicht nötig

Das Netzteil der beiden Monoblöcke setzt auf CLC-Siebung, die dazugehörigen Spulen treiben das Gewicht gehörig in die Höhe. Fischer baut nicht für’s Auge, technisch hat aber alles seine Ordnung. So soll es sein

Die Vorstufe 6922 und die 300B-Monoblöcke von Audion by Fischer sind denkbar sachlich gestaltet. Aus den mattsilbern eloxierten Aluminiumgehäusen ragen nur die verwendeten Röhren heraus – keine Elko-Türme, keine Trafoberge. Dank der versenkt montierten Sockel stört kaum weißes Porzellan die minimalistische Optik. Die anthrazitgrauen Aluminiumfrontplatten sind nicht dicker als nötig, die Bedienelemente aufs Wichtigste reduziert und wohlproportioniert.

Zwei weitere Gehäuse beherbergen die Netzteile. Deren Auslagerung ist der wohl augenscheinlichste Unterschied zu den britischen Audions und aus klanglicher Sicht auf jeden Fall eine empfehlenswerte Maßnahme. Die Verbindung erfolgt mittels stabiler, einrastender Mehrpolstecker.

Angesichts des inneren Aufbaus der badischen Röhrenamps dürften sich die Geister der Hardcore-Glaskolbenaficionados scheiden. Weniger aufgrund des hier gebotenen Minimalismus – der macht für viele ja gerade den Reiz dieser Gerätegattung aus und ist bei den Fischer-Audions mit schöner Konsequenz durchdekliniert. Aber die Bauteilwahl fällt doch ziemlich aus dem Rahmen. Glimmer? Ölpapier? Irgendwelche leckeren NOS-Teile? Fehlanzeige, und zwar komplett. Stattdessen durchweg moderne, an jeder Internet-Ecke beschaffbare Ware. Getestet und klanglich für zu dünn befunden, erklärt der Ingenieur den Verzicht auf die sonst üblichen Fetischingredienzen. Gut, immerhin bestehen die wenigen Kabelverbindungen in den Geräten aus te­flon­isoliertem Silberkabel – das war’s dann aber auch. Nach seinem Klangideal befragt, gibt Fischer „transparent, sehr offen und schnell“ zur Auskunft. Nein, da ist tatsächlich kein Raum für Bauteilsound.

Schlicht und elegant: die passiv entzerrende, spiegelsymmetrische Phonostufe. Dass der Phonozweig den Dimensionen der (dahinter liegenden) Line-Stufe gleichkommt, erlebt man selten – hier ist es der Fall

Der zweite wesentliche Unterschied zu den Briten: Die Fischer-Endstufen arbeiten nicht im Push-Pull-, sondern im so genannten „Parallel-Single-Ended“-Betrieb. Single-Ended: Das ist zu Deutsch Eintakt, einhergehend mit dem zwar uneffizienten, klanglich aber höchst geschätzten Class-A-Betrieb. Die pro Kanal zwei Endröhren hätten auch eine Push-Pull-Bauweise mit dem Lautsprecher „in der Mitte“ ermöglicht. Bei den Audion-Monos aber widmet sich jede Röhre dem kompletten Ton­signal, dank Parallelschaltung verdoppelt sich die maximale Ausgangsleis­tung. Willkommener Eintakt-Nebeneffekt: Aufgrund der gebotenen Verzerrungsarmut kann auf Über-alles-Gegenkopplung verzichtet werden.

Die Vorstufe trägt den Namen der in ihr verbauten Röhren: Gleich vier Doppeltrioden 6922 stecken im Chassis. Die Hochfrequenzröhren aus dem Tuner-Bau entsprechen den Typen ECC 88 beziehungsweise E 88 CC. Das vordere Pärchen stellt die Line-, das hintere die Phonostufe dar. Achtung, hier verstecken sich ein paar Milligramm Silizium: Statt eines Anodenwiderstandes dient in der ersten Triodenstufe ein Transistor als Stromquelle.

Optional kann ein Phonoteil geordert werden, das belegt dann den ersten der vier Cinch-Eingänge. Die Phono-Entzerrung er­folgt passiv zwischen den beiden Trioden­stufen der 6922, bei Wahl der MC-Option werden zwei Übertrager vorgeschaltet. An­sons­ten besticht die Ausstattungsliste durch Kürze – erwähnenswert sind noch die Tape-Schleife und der Ground-Lift-Schalter, der die Masseverbindung zum Gehäuse unterbricht und bei Brumm-Problemen für Abhilfe sorgt.

Kaum mehr los ist – zumindest optisch – bei den Monoblöcken. An den Eingangspegelreglern ist Fingerspitzengefühl gefragt, im Familienverbund stehen fünf Volt maximale Ausgangsspannung der Vorstufe gegen ein Volt zur Vollaussteuerung der Endstufen. Praxisgerecht und laut Fischer als klangliches Optimum ermittelt ist die 12-Uhr-Position. Für Überraschung sorgen XLR-Buchsen neben den Cinch-Eingängen. Sie sind serienmäßig nicht beschaltet, können aber auf Wunsch per Übertragersymmetrierung aktiviert werden – zum direkten Anschluss eines lautstärkeregelbaren CD-Players zum Beispiel.

Die Eingangs- und Treiberstufe bildet, wie in der Vorstufe, ebenfalls je Monoblock eine 6922-Doppeltriode in Anodenfolger-Schaltung. Den 300B-Leistungsröhren hat Fischer separate geregelte Gleichstromheizungen spen­diert, die Ruhestromvoreinstellung ge­schieht automatisch. Ein Beleg für die saubere Entwicklungsarbeit ist das Fehlen nicht nur einer Über-alles-Gegenkopplung, sondern selbst lokaler Gegenkopplungsschleifen.

Okay, es ist nicht fair, und ich arbeite auch daran, aber: Tief in mir schlummert der ein oder andere Vorbehalt gegenüber Röhren­verstärkern. Eine bessere Therapie als die Be­gegnung mit den deutschen Audions konnte mir nicht passieren. Sie rauschen nicht. Sie brummen nicht – Ground Lift sei Dank. Sie entlocken konventionellen dynamischen Mehrwegelautsprechern knackige, blitzblanke, ich möchte fast sagen: moderne Töne. Die Gilde der Trioden-Connaisseure mag sich an dieser Stelle abwenden. Bitteschön – ich behaupte nämlich, dass Klaus Fischer die auch gar nicht im Visier hat.

Was 16 Watt in der Realität bedeuten, führen seine 300B-Monos auf beeindruckende Weise vor. Netterweise enthalten sie sich dabei jeglicher Härte, stehen im Zweifelsfall immer auf Seiten des musikalischen Flusses – „klingt ölig“, lautete ein lobender Kommentar aus, man ahnt es schon, audiophil unvorbelastetem Munde. Wir bleiben der Unmissverständlichkeit zuliebe bei „flüssig“.

Obwohl die neu aufgelegte Western Electric 300B das beste klang- liche Resultat brachte, hat sich Fischer für die slowakische JJ-300B entschieden – ganz im Sinne des Verbrauchers spielt das Preis- Leistungs-Verhältnis durchaus eine Rolle

Kraft und Fluss also. Wie genau verteilt sich die Energie? Ganz weit oben, wo die Becken sirren und Streichgeräusche einer Violine die Seidigkeit austreiben, ereignet sich ein kleines Wunder an Plastizität. Hier nimmt das Ohr eine mehr gefühlte als gehörte Zartheit am Übergang zur Hörschwelle zur Kenntnis. Objektiv fehlt nichts, weit mehr als hochfrequente Haarspalterei zählt ohnehin die betörende Verblendung mit dem Diskant. So geht es bruchlos weiter – Stimmen, Streicher, Bläser, überhaupt alle akustischen Instrumente profitieren von dieser Homogenität. Die es, um es nochmals zu betonen, keinesfalls an Durchsichtigkeit fehlen lässt. Analytisch hören? Mit Vergnügen!

Es hätte gar nicht des Hinweises bedurft, dass Fischers Nagelprobe bei der Abstimmung ­Klavieraufnahmen sind. Zudem ist der Mann selbst Gitarrist – bei einem Kurzbesuch in Berlin kommt er gar ins Schwärmen über reverse gewickelte Mittelpickups, was den Autor kurzzeitig aussteigen lässt … Fischer kennt seine Instrumente, und darüber besteht spätestens dann kein Zweifel, wenn ein Konzertflügel mit selten erlebter Vehemenz und Körperlichkeit in den Raum platzt. Dynamisch und klangfarblich hat Fischer seine Konstruktionen offenbar im Griff, gar keine Frage.

Der Ground-Lift-Schalter neben der Netzzuleitung hat sich in der Praxis als probates Mittel gegen Brummstörungen bewährt. Sogar die Cinchbuchsen hat Fischer nach klanglichen Aspekten ausgewählt

Auch das Fundament stimmt. Grundton­autorität ist zu Genüge vorhanden, was den kraftvollen Rest ausgezeichnet unterstützt. Stufe um Stufe wächst beim Abstieg in den Frequenzkeller der Respekt vor der Bass­wiedergabe der Monos. Zugegeben, der staubtrockene Bassdrum-Kick in Partylautstärke ist nicht deren Domäne. Zumindest solange die 16-Watt-Röhren hierfür durchschnittlich (un)empfindliche, weich aufgehängte Tiefmitteltonkonusse auf Trab bringen müssen. Die hochohmigen Ayon Seagull lassen zwar die Spielfreude der Audions ungehindert passieren und provozieren auch bei erhöhter Zimmerlautstärke keine Abstoßungsreaktionen seitens der Trioden. Doch da ist wirkungsgradseitig noch viel Luft. Einen klugen Weg zeigt Klaus Fischer selbst auf. Bei der High End 2005 führte er die Monos an seinen eigenen Zwei-Wege-Kompaktwandlern vor, zweigte aber den Tiefstbass für einen aktiven Subwoofer ab: Im Audion-Container ging die Post ab. In Berlin schwärmt er vom famosen Zusammenspiel mit den 100-Dezibel-Hörnern von Avantgarde. Nach dem bisher Erlebten lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass das eine Kombination ist, die absolut keine Wünsche in welcher Hinsicht auch immer offen lässt.

Konkrete Hörbeispiele bisher: zum Beispiel Nordic Spell, zeitgenössische Flötenkonzerte skandinavischer Komponisten, erschienen beim schwedischen Label BIS. Hier ist Feinsinn statt Muskeln gefordert. Nordisch weit sind die Räume, keinesfalls kühl die schillernden Klangfarben. Sharon Bezalys 24-karätige Goldflöte betört mit schärfefreier Fülle und warm pulsierendem Volumen. Dass der überwiegend getragene Ton der Werke von Aho, Tómasson und Lindberg nie in Langeweile kippt, liegt an der Sorgfalt, mit der die Audions die durchbrochenen Orchestersätze nach Instrumentenfarben aufdröseln. Da herrscht Leben, trotz der von Komponistenseite flötengerecht eingeschränkten Grobdynamik. Und wenn unerwartet doch der Herr mit dem großen Trommelschlägel ins Geschehen eingreift, gibt es HiFi-technisch nichts zu meckern. Im Gegenteil – voller Respekt schweifen die Blicke über die vier Trioden. Chapeau.

Anderes Beispiel: Debussy-Préludes mit Evgeni Koroliov (Tacet 131). Entgegen meiner transistorgeschulten Annahme kann ich nicht behaupten, eine irgendwie heimelig klirrgeladene Interpretation vorgesetzt zu bekommen. Die Audions versuchen nicht, um jeden Preis zu involvieren. Stattdessen reichen sie das Resultat der puristischen Aufnahmetechnik von Tacet-Tonmeister Andreas Spreer weiter – der mit einem Paar Neumann-M-49-Mikrofone nah abgenommene Steinway-Flügel perlt durchsetzungsfähig und in seiner ganzen ­D-Format-Herrlichkeit aus dem Raum zwischen den Lautsprechern.

Kaum weniger impulsschnell als in der Klavier-Disziplin ziehen sich die Audions bei Musik der Gattung „U“ aus der Affäre. Dass ich beim allerersten Einschalten von der unerwarteten Power der Kombi regelrecht überrollt wurde, lag, wie sich kurz darauf herausstellte, an der recht „heißen“ Abstimmung des Pegelreglers, der schon vor der 9-Uhr-Stellung für ordentlich Dampf sorgt. Trotzdem lässt sich den Audions eine überdurchschnittliche Spiellust nicht absprechen. So macht auch eine hemdsärmeligere Musikwahl jede Menge Spaß.

Das integrierte Phonoteil erfüllt seine Aufgabe ausgezeichnet. Immer dem Melodiebogen auf der Spur, scheinen ihm besonders orches­trale Werke auf den Leib geschneidert zu sein. Da, wo innere Ruhe und opulentes Klangmalen angesagt ist, fühlt sich die interne Lösung ganz in ihrem Element. Bei impulsivem Material kann dagegen ein renommierter separater Pre wie der Lehmann Black Cube SE mit höherer Spritzigkeit und betont akkurater Definition punkten – da dürfte die bevorzugte Musikrichtung den Ausschlag geben.

Was die Anpassung der MC-Option betrifft, so verzichtet Klaus Fischer, ganz audiophiler Purist, auf alle potenziell klangschädlichen Beigaben und richtet die Eingangsimpedanz fest auf den gewünschten Wert ein – DIP-Schalter kommen ihm nicht ins Gehäuse. Hochfrequente Einstreuungen blockende Bauteile aus demselben Grund auch nicht – was bei dem im Berliner Südwesten betriebenen Testgerät unerwünschten Radioempfang zur Folge hatte. Eine Ausnahme laut Fischer, der jedoch betont, dass selbstverständlich in einem solchen Fall nachträglich abgeschirmt wird. Ausgezeichnet.

Viele CDs und LPs habe ich in den letzten Monaten durchgehört, statt nach wenigen Minuten abzubrechen, um „vergleichszutes­ten“. Ein gutes Zeichen. Mein rationales Wesen widerspricht der Annahme, dafür sei allein die 300B verantwortlich – ich bin kein Freund von Wunderbauteilen. Was mir dafür sehr zusagt, ist die Paarung von triodentypischem Schaltungsminimalismus und Klaus Fischers audiophilem Pragmatismus, die in erfreulich bodenständigen, modernen Röhrenverstärkern resultiert. Genießer werden die unkomplizierten badischen Amps lieben, Transistor-Betreiber sich erst verwundert, dann erfreut die Ohren reiben: Fischers Audions können ein Umdenken einleiten.

Geräteinformation

Audion by Fischer 6922

Bestückung: 4 x 6922

Eingänge: 4 x Line-In (Cinch)

Ausgänge: 1 x Pre-Out (Cinch), 1 x Tape-Out

Besonderheiten: externes Netzteil, Eingang 1 optional als Phonoeingang MM oder MC (MC-Impedanz wählbar)

Maße (B/H/T): 24/16/39 cm (Pre, inkl. Röhren), 24/12/39 (Netzteil)

Gewicht: 3 kg (Pre), 3 kg (Netzteil)

Garantiezeit: 60 Monate

Preise: 2900 Euro (line), 3200 Euro (MM), 3600 Euro (MC)

Audion by Fischer 300B

Bestückung: je 1 x 6922, 2 x 300B

Leistung (8 Ohm): je 1 x 16 Watt

Eingänge: 1 x Line (Cinch), optional 1 x Line (XLR)

Ausgänge: 1 x Lautsprecher

Besonderheiten: externes gemeinsames Netzteil

Maße (B/H/T): 24/25/39 cm (Endstufe, inkl. Röhren), 24/12/39 cm (Netzteil)

Gewicht: 4 kg (Mono), 10 kg (Netzteil)

Garantiezeit: 60 Monate

Preise: 5200 Euro

Kontakt

www.audion-by-fischer.de