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Träume sind schon wahr

Text von: Christian Bayer

Was wäre, wenn man seinen Traum tatsächlich leben würde? Und man diesen Traum mit vielen anderen teilen könnte?

Das Szenebuch

Regelmäßige Besucher der Münchener HIGH END im Frühjahr dürften ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit zu irgendeinem Zeitpunkt einmal entdeckt haben – den Silbatone Raum. Dominiert von zumeist riesigen Hornlautsprechern aus den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts und ergänzt durch Verstärker aus der Jetztzeit mit wiederum historischen Röhren spalten sie die oft überforderten Hörer: Manch einen verwirren diese Shows, manch einen begeistern sie. Ich will versuchen, ein Schlaglicht auf die schon legendären „Auftritte“ zu werfen, auch anhand eines Verstärkers und eines D/A-Wandlers, die ich beide über ein Jahr lang nutzen durfte. Dass die Silbatone-Vorführungen spalten, liegt an einem Missverständnis im wahrsten Wortsinn. Silbatone möchte zwar zeigen, was damals technisch schon möglich war und vielleicht heute noch seine Gültigkeit hat. Man kann sich also ob des Gebotenen sicher Augen und Ohren reiben, nur um zu erkennen, dass manches High-End von heute in Bereichen wie Glaubwürdigkeit oder Natürlichkeit hinter dem High-End von damals zurückbleibt. Alleine für diese Anstrengung sollte man dem Firmeninhaber Michael Chung eigentlich Geld bezahlen, denn dadurch erhält die zu Recht auf die Gegenwart zielende HIGH END ein wichtiges Gegengewicht. Aber man sollte eben auch wissen, dass solch große und aufwendige Installationen in Messe-Räumen wie in München niemals auch nur annähernd so gut spielen, wie in den gezielt optimierten Hörräumen der Sammler.

Michael Chung war bereits ein solcher Sammler, als er in den USA studierte und dort in den späten 80er-Jahren in Washington einen gewissen Joe Roberts kennenlernte, der heute auf der Silbatone-Website als Atlantic Representative genannt wird. Den Mann kennen Sie nicht? Keine Sorge, ich komme gleich auf ihn zurück. Beide waren zu diesem Zeitpunkt schon Western Electric (kurz WE) Sammler. Chung hatte mit Vitavox und Marantz begonnen und schnell festgestellt, dass die WE-Sachen etwas ganz Besonderes waren. Wie Joe hatte er sich von Kennern und wo greifbar auch Ingenieuren, die solche Pretiosen noch aus erster Hand kannten, in die Materie einführen lassen und wurde zum Sammler, als der Markt das noch hergab. Heute verfügt Silbatone über die weltweit größte Kollektion von Wiedergabegeräten der großen Zeit des Kinos mit besonderem Augenmerk auf Western Electric Theater- und Studioequipment. Ein Museum ist geplant, bis dahin nennt Chung die Silbatone-Vorführungen mit besonderen Stücken aus der Sammlung sein Wandermuseum, mit dem er den Leuten die Qualität der Musikwiedergabe dieser Ära nahebringen will. Da die Verstärker aus der klassischen Ära nach Chungs Verständnis nicht ganz das Niveau der WE-Hörner und -Treiber haben, ist Silbatone auch eine Art Audio- und Röhren-Think-Tank, entwickelt Verstärker- und D/A-Wandler. Mit diesem Aspekt schließt die südkoreanische Firma direkt an Western Electric an. Warum? Am 1. Januar 1925 gründete die Western Electric Company zusammen mit AT+T in New Jersey die Bell Telephone Laboratories Incorporated, die zwischen 1925 und 1984 als Think Tank der höchsten Güteklasse agierten. Jahrzehnte vor dem kalifornischen Silicon Valley war der Ostküstenstaat New Jersey die Erfinder- und High-Tech-Bastion der USA. So gründete der legendäre Erfinder Thomas Alva Edison in der Nachbarschaft vieler kleiner Firmen das erste industrielle Forschungszentrum in Menlo Park, New Jersey. Oder die Radio Corporation of America (RCA) hatte ihr Labor in Princeton, New Jersey. Der Verkauf von Geräten steht bei Silbatone also nicht im Vordergrund und dient vor allem dazu, die Kosten zu decken. In Zeiten ständiger Produktmaximierung und Zielfixierung mag das absurd klingen, für meine Ohren klingt das herrlich, und verstehen kann man das nur, wenn man den Hintergrund von Silbatone kennt. Über den Motor und Firmengründer Michael Chung gäbe es viel zu sagen, er zieht es jedoch vor, eher im Hintergrund zu bleiben. Dazu passt sein Auftritt: unscheinbarer grauer Anzug, dezente Brille, einfach, bescheiden. Nur wenn es um seine gesammelten, historischen Klangobjekte geht, hebt er auch einmal die Stimme. Chung, wie ich ihn der Einfachheit halber nennen will, entstammt einem südkoreanischen Familienclan, der sich durch harte Arbeit und natürlich auch dem Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, sowie einem bis heute bewahrten Arbeiterethos, ein Imperium aufgebaut hat. Man muss sich das einmal vorstellen: aufzuwachsen in einer familiären Kultur, in der durch Leistung alles erreicht worden ist und sich dann mit „so etwas“ wie „Vintage-Audio“, mit Dingen, die man oberflächlich betrachtet zum Leben nicht wirklich braucht, zu beschäftigen.

Ach, Telefunken – was hast du der Nachwelt für Röhren hinterlassen. Die beiden unterschiedlichen Trafos dürfen kurz mal Studiolicht sehen.

Ein Teil der Digitalsektion unter anderem mit dem DSD-Chip. Bei D/A- Wandlern spielen die Chips zwar eine wichtige Rolle, für den Klang entscheidend sind jedoch ihre Implementierungen und die Audioschaltung.

Ich wollte auf Joe Roberts zurückkommen. Joe studierte Anthropologie, Soziologie und Philosophie und spezialisierte sich auf Wissenschaftsgeschichte und Wissenssysteme. Ja, das ist der Joe Roberts, der gerne auch einmal ein Hawaiihemd trägt. Trotz seiner akademischen Bildung konnte Joe die Finger nicht von Audio lassen. Er hatte schon mit 9 Jahren seine „hum radio license“ erworben, eine Art Elektronik-Führerschein für Kinder, und kam von der Materie nicht mehr los. Er verkaufte eine Zeit lang High-End, liebte aber das Sammeln und Entdecken mehr und gründete 1992 eine extrem einflussreiche Zeitschrift namens Sound Practices, die alle abseitigen Strömungen der Szene bündelte. Im Speziellen stellte er Röhrenverstärker und hochempfindliche (Horn)-Lautsprecher vor, deren Historie und Fortschreibung er ein Zuhause gab. Im Editorial zur 1. Ausgabe von Sound Practices (Sommer 1992) schrieb Roberts: „Meine akademische Ausbildung ist die eines Anthropologen, nicht die eines Ingenieurs. Einer der wichtigs­ten Grundsätze der Anthropologie ist Relativismus, die Idee, dass man unterschiedlichen Daseinsformen offen gegenüberstehen sollte. Zuerst muss man einmal berücksichtigen, was die Leute selbst denken, was sie tun, aus ihrer Innenperspektive heraus, wenn man ihre Handlungen verstehen will. Wenn man die Welt der Toningenieure der 30er-Jahre betritt, die japanischer Hornlautsprecher-Hörer oder die zeitgenössischer High-End-Designer, wird man einige sehr intelligente Menschen kennenlernen. Die Werkzeuge, die Technologien und die Werte mögen unterschiedlich sein, aber es gibt eine Zeitlosigkeit in Bezug auf die Weisheit (und manchmal auch ihre Torheiten) all ihrer Methoden.“ Dieser Text könnte genau so auch auf der Silbatone-Startseite stehen. Und es gibt natürlich eine WE-Klangästhetik bei Silbatone, was man sehr gut hören kann, wenn man die berühmte C-100 Vorstufe mit WE Studioverstärkern vergleicht: schnell, dynamisch, farbig und lebendig, was ich von originalen WE-300B-Verstärkern kenne und was sich mir beim Hören des Silbatone 300B-Verstärkers auch sofort vermittelte. Kaum hatte ich ihn das erste Mal an meine Hauptanlage mit den Tobian 10 Lautsprechern angeschlossen, wurde mir klar, dass das kein typischer, sprich kein mir bisher bekannter 300B-Verstärker ist: sehnig, drahtig, schnell, ohne Fett um die Hüften, agil, dynamisch ließ er mich Souvenance (ECM 2423/24, CD 2014) eine meine Referenz CDs von Anouar Brahem, erleben. Ich hörte sie gleich am Stück durch und war gebannt von den federnden Bässen, den präzise ein- und ausschwingenden Saiten der Oud, dem perkussiven Bass­klarinettenspiel und den frei schwebenden Streichersätzen – wunderbar.

Silbatone wurde im Jahr 2000 gegründet und falls Sie sich immer gefragt haben, woher der Name kommt: Silver Battery Amplifiers. Das war das ursprüngliche Konzept. Joe Roberts erzählte mir, dass er einen dieser ganz frühen Verstärker hatte, den er zwar sehr, sehr gerne mochte, der aber mehr als 100 kg wog, so breit wie ein Tisch war und mit nicht ganz betriebssicheren Bleibatterien eine Eintagsfliege blieb. Das erste kommerzielle Silbatone-Produkt war dann der Vorläufer „meines“ 300B-Verstärkers, entwickelt vom bekanntesten südkoreanischen Audio-Ingenieur. Die Idee, ihn an südkoreanische Audiophile zu verkaufen, ging voll auf. Daneben versuchte man über Loth X (Stefan Stamm), einen internationalen Vertrieb aufzubauen, was wiederum nicht so gut funktionierte. In der Folge ließ Chung Silbatone dann erst einmal einschlafen. Doch die Idee eines Think Thanks nach dem Vorbild der Bell Labs ließ ihn nicht los und so begann 2009 das, was wir heute als Silbatone wahrnehmen und was durch die HIGH END in München einem breiteren Publikum bekannt wurde. Wie das in einem Think Tank sein muss, warfen Chung und Joe zwei kreative Köpfe in den Ring, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Chung würfelte Dr. Stephano Bae ins Team, einen Spezialisten in Transistortechnik und Werkstoff-Forschung. Bae gab einen hoch dotierten Job auf, um das zu tun, was ihm am meisten Freude macht: die Entwicklung von Audioschaltungen- und -Geräten. Und Joe? Wäre nicht Joe, wenn er nicht mit einem völlig irren Vorschlag gekommen wäre: J.C. Morrison. Underground-Legende, Tüftler, Musiker, Philosoph, Trapezkünstler mit Lower East Side Bohemian-Background. J.C. und Joe hatten sich in derselben Sammlerwelt kennengelernt, in der auch Chung und Joe sich zuerst begegneten. Mit dem Unterschied, dass J.C. eigentlich nichts für Vintage Audio übrig hatte. Er entwickelte seine eigenen, für Außenstehende oft schwer bis gar nicht verständlichen Röhrenschaltungen und hatte auch für Sound Practices geschrieben. Danach arbeitete er eine Zeit lang für New Sensor, heute der weltweit größte Röhrenhersteller, und entwarf Schaltungen für Gitarreneffektgeräte. Joe sagt dazu: „J.C. und Bae sind der pure Wahnsinn. Alles, was sie entwickeln, ist interessant, vieles so noch nie da gewesen.“ Jedenfalls verstehen sich die beiden von Anfang, sind unwahrscheinliche Brüder im Geiste und haben freie Hand bei ihren Forschungen. 70% ihrer Zeit verbringen sie im Labor und mit Experimenten.

Michael Chung bei einem seiner leidenschaftlichen Vorträge auf der HIGH END vor der Krönung klassischer Western Electric Kinohörner: 12a und 13a.
Foto: Timothy Gurney

Master of cool: Joe Roberts ist Kommunikator, Triebfeder, Sammler und Verleger in einem – von seinen akademischen Fähigkeiten einmal abgesehen.
Foto: Frank Schröder

Western Electric 252a – eine Röhre, die man wirklich nur an Weihnachten leuchten lassen sollte – so selten ist sie. Und selbst Chung besitzt davon nur 4 Stück.
Foto: Christian Bayer

Das erste Produkt ihres „puren Wahnsinns“ war die in der Tat irrsinig aufwendige C-100 Vorstufe, die Roland Kraft in image hifi 5/2011 als die mit weitem Abstand beste Vorstufe dieses Planeten bezeichnete. Lieferant der MC-Übertrager dafür sowie weiterer Übertrager für andere Silbatone-Geräte ist übrigens ein gewisser Christof Kraus mit seiner Leipziger Firma silvercore, dem ebenfalls ein eigener Artikel in diesem Buch gewidmet ist. Ein Wort zur Silbatone-Produktpolitik. Es gibt außer den hier besprochenen einige weitere Produkte, die man kaufen kann, und man kann durchaus auch Geräte in Auftrag geben. Aber je weniger produziert wird, desto mehr können sich J.C. und Bae ihren Forschungen und außergewöhnlichen Projekten widmen.

Doch wie gesagt, es gibt auch Produkte wie den JI 300 Mk.III Vollverstärker, direkter Nachfahre des schon erwähnten ersten Silbatone 300B Verstärkers. Sein Herz sind die Ausgangsübertrager mit Nickel-Permalloy-Kern und mit Silber beschichteter Kupferfolie. Diese Folie ermöglicht einen sehr hohen Wirkungsgrad und eine sehr enge Kopplung im Bassbereich. Die hochfrequente Kopplung soll ohne Resonanzspitzen bis 75 kHz verlaufen, bei extrem geringen Verzerrungen von etwa 0.05 % bei 3 W. Dazu kommen Silber-Mica-Koppelkondensatoren. Spätere Entwicklungen vermeiden Koppelkondensatoren, sind entweder direkt gekoppelt oder verwenden Silberausgangsübertrager. Die Treiberstufe ist mit je einer 5687 und einer 6900 Doppeltriode, beide selbstredend aus bestem, altem Bestand. Schaltungstechnisch weicht man von der reinen WE-Lehre ab, aber das ist ein Markenzeichen von J.C. und Bae, die sich nicht um Konventionen scheren, sondern künstlerisch-frei und doch respektvoll mit dem Erbe der Vorväter umgehen. Die Linestufe ist passiv, das Diodennetzteil geregelt. Und natürlich stecken WE 300B Endröhren in den Keramiksockeln. Und der D/A-Wandler? Den hat Stephano Bae überwiegend zusammen mit südkoreanischen Informatikern entwickelt. Die Schaltung basiert auf dem bekannten Sabre 9018-Wandler-Chip der kalifornischen Firma ESS Technology. Wo die meisten jedoch nur den veröffentlichten Schaltungen folgen, geht es bei Silbatone erst los. Den Chip haben sie analysiert und die Standardschaltung ignoriert, da sie laut Bae diverse Fehler enthielt. Sie benutzen eigene (!) Software und Filteralgorithmen, kein Oversampling, keine digitalen Filter und verwarfen den digitalen Lautstärkeregler. Er wandelt auch natives DSD (2,82 MHz/64 fs, 5,64 MHz/128 fs) und hat eine 32 Bit/384 kHz Sampling Rate. Die extrem verzerrungsarme Ausgangsstufe arbeitet mit einem J-Fet und Telefunken 6211 (ECC 802S)-Röhren – natürlich gute, alte Ware aus den 60er-Jahren, die heute unfassbar teuer ist. Durch diese Maßnahmen klingt der DAC so gar nicht wie fast der gesamte Rest der 9018-basierten Wandler mit ihrem recht mechanischen Sound. Ich habe zwar auch unkomprimierte WAV-Dateien aus meinem Computer abgespielt, meist jedoch CDs. Die CD-Wiedergabe scheint mir noch lange nicht ausgereizt zu sein, vor allem, wenn es solche DACs gibt. Der DAC105 spielt so stramm wie ein perfekt austrainierter Athlet und hat eine unglaubliche klangliche Unmittelbarkeit: Auch zwei Räume weiter ist er so präsent, dass ich denke, Gianmaria Testa sänge quasi mit mir in der Badewanne. Dessen vielleicht bestes Album Altre Latitudini (Le Chant du Monde B0000C20Y7, CD, 2003, Deutschland) beginnt mit „Preferisco Cosi“ und ich erschrecke ob der Unmittelbarkeit, mit der seine Stimme einsetzt, obwohl ich eben nicht im Hörraum sitze. Energetisch betrachtet habe ich Musik so noch nie gehört, es ist wirklich, als könnten die Silbatones gewissermaßen durch Wände gehen.

Im Inneren erkennt man neben dem sauberen Aufbau die edle Auswahl an Bauteilen, die auf Teflonleiterplatten montiert sind.

Das hätten sich diese Röhren auch nicht träumen lassen – dass sie in so einem fast avantgardistisch entwickelten und designten Vollverstärker ihr Zuhause finden: Western Electric 300B Endtriode sowie die beiden Raytheon und Bendix Doppeltrioden der Treiberstufe.

Ich habe die beiden Geräte sowohl zusammen als auch einzeln gehört. Im Duo verstärken sich jedoch ihre Meriten, gewissermaßen ihr Hausklang: extrem breitbandig, transparent und nicht romantisch. Bei der Beurteilung des Verstärkers half mir meine Hörerfahrung mit originalen Western Electric 300B-Geräten, die mein früheres Bild des „300B-Klangs“ – eher weich und mittenbetont – vollkommen auf den Kopf gestellt hat. So klingt zum Beispiel ein WE 92b Eintaktverstärker wie eben auch der Silbatone präzise, transparent, basskräftig und alles andere als übertrieben mittenbetont. Als idealer Lautsprecherpartner stellte sich die Wolf von Langa SON heraus, die ihrerseits mit einem 300B Verstärker entwickelt wurde. Ob sich da die „alten Welten“ – 300B und Feldspulentechnik – wie gute alte Freunde treffen? Mir scheint es jedenfalls so. Völlig rausch- und brummfrei wie der Verstärker agiert, könnte ich mir darüber hinaus vorstellen, dass mancher Hörer im Blindtest nicht auf den Gedanken käme, „eine Röhre“ zu hören. Und nein, das ist keine versteckte Kritik, die Silbatones sind so gut, dass sie Technik vergessen machen, und das ist das größte Lob, das ich aussprechen kann. In meinen Notizen tauchen immer wieder die Begriffe Klarheit und Energie, Auflösung und Struktur auf. Ein Klang der sozusagen klassischen Moderne, zeitlos und zum Genießen jeder Art von Musik geeignet. Nehmen wir Furulund (HUBBROCD2533P, CD, Norwegen 2015), die Solo-CD von Geir Sundstol, die mich immer wieder durch ihre atmosphärische Dichte begeistert. „Svi“ wirkt wie die Musik zu einem Breitbandfilm und regt eine Vielzahl dreidimensionaler Bilder und Geschichten in mir an. Bei „Kamelsnurr“ bekomme ich dann wirklich den Eindruck, die Töne dehnten, streckten und verlängerten sich in eine Art Unendlichkeit hinein, wie ich es so noch nie erlebt habe. Das mag psychedelisch abgehoben klingen, aber ich garantiere Ihnen, keinerlei psychoaktive Substanzen eingenommen zu haben, nicht einmal ein Glas Wein oder Bier. Das muss an diesem ursprünglichen Triodenklang liegen, der das Entstehen von Tönen, das Verklingen, das Neben- und Miteinander betont und dabei wundervoll erhaben und anrührend darstellt. Sie möchten Stimme hören, Frauenstimme? Liebend gerne. Die große Dee Dee Bridgewater ist auf ihrer Tributscheibe Dear Ella (CD, Verve Records 537 896-2, Deutschland 1997) in absoluter Hochform. „A-Tisket, A-Tasket“ singt sie mit so viel Witz, dass ich manchmal selbst laut lachen muss. Oder „My heart belongs to daddy“ so lässig, so verschmitzt, so souverän, als würde sie mich jetzt in diesem Moment, in diesem Raum persönlich bezirzen wollen. Dynamische Abstufungen mit der 300B? Klangfarben? Bass? Alles reichlich vorhanden und das perfekt eingebunden – was für ein Traumteam.

Der Traum des Michael Chung ist es, die Magie der Western-Electric Lautsprecher mit eigener Elektronik so zu ergänzen, dass alles auf demselben Niveau spielt. Ist ihm das gelungen? Ich kann es nicht sicher wissen, denn ich habe keine Western Electric Lautsprecher zu Hause. Was ich aber weiß, ist, dass sein 300B Vollverstärker und sein D/A-Wandler unglaublich gut klingen und dass dieser außergewöhnliche Mensch aus Südkorea ein Stück westlicher Kulturgeschichte auf höchstem Niveau nicht nur sichert, sondern auch weiterentwickelt. Dafür gebührt ihm unser Dank. Und falls der eine oder andere sich einen Silbatone Verstärker oder D/A-Wandler kauft, wird er es nicht bereuen – er bekommt darauf eine lebenslange Garantie, Arbeit und Bauteile eingeschlossen. Auf der Silbatone-Startseite steht am Ende: „Mit den Innovationen von damals und den Materialien sowie Fertigungstechniken von heute kann man mit 100 Jahren kollektiver Erfahrung nun diesen zeitlosen Traum wahr werden lassen.“ Wie wahr. Chung’s Traum lebt.

Röhrenvollverstärker Silbatone JI300 MK.III

Prinzip: Röhren-Stereo-Vollverstärker

Eingänge: 6 x Line

Röhren: 2xWE300B, 2x5687, 2x6900

Garantiezeit: lebenslang

Preis: 30 000 USD

D/A-Wandler Silbatone DAC105

Prinzip: Digital-Analog-Wandler mit Röhrenausgangsstufe

Garantiezeit: lebenslang

Preis: 15 000 USD


Kontakt

www.silbatoneacoustics.com