Brocksieper PhonoMax
Text von: Cai Brockmann
Hier kommt die beste Bonsai-Vollröhre für Vinylisten – completely made in Germany.
Seit über zehn Jahren sorgt ein origineller Kopfhörerverstärker für Aufsehen und gute Laune: der Brocksieper EarMax. Doch nicht einmal Stefan Brocksieper selbst hätte gewettet, dass sich in diesem winzigen Gehäuse auch eine komplette Phonostufe unterbringen lässt. Voilà: Mit dem PhonoMax ist längst eine zweite Röhrenpretiose im Programm, die nicht nur in anspruchsvollen HiFi-Anlagen, sondern auch in der Auslage des Juweliers eine gute Figur macht!
Wir schreiben das Jahr 1998. Die Geschäfte mit höchstwertigem High-End-Audio gehen überraschend gut. Immer noch? Schon wieder? Egal. Offenbar gibt es genügend Leute, die immer wieder größere Summen für ein in jeder Beziehung intensives Hobby locker machen können.
Der US-amerikanische Brocksieper-Importeur zum Beispiel ist zufrieden. Wenigstens grundsätzlich. Da wäre nur noch dieser eine kleine Wunsch, den er bei der nächsten Stippvisite in Germany seinem favorite audio guy auch prompt anträgt: Eine separate Phonostufe fehlt noch im Brocksieper-Portfolio, selbstverständlich in Röhrentechnik. Klar, die Vorverstärker des Hauses sind serienmäßig mit einem Steckplatz ausgestattet und können jederzeit problemlos mit einem vorzüglichen Phonomodul nachgerüstet werden. Doch die Module sind nicht separat zu haben. Und aufrüstwillige Schallplattenfreunde kaufen keineswegs kurzerhand ein neues Komplettgerät, wenn sie mit dem großen Rest des bestehenden Equipments (noch) zufrieden sind. Darüber hinaus kursieren auf dem High-End-Markt mittlerweile zahllose Amps ohne Phonostufe, die ein adäquates Missing Link zwischen Tonabnehmer und Hochpegel-Eingang dringend nötig hätten – da könnte Brocksieper doch auch eine passende Lösung anbieten. Überhaupt: Wer heutzutage einen Plattenspieler direkt an einen Verstärker anschließen will, muss eine Phono-Option meist schon bei der Bestellung in der Aufpreisliste ankreuzen. Und viele kreuzen eben nicht an, warum auch immer. Später dann, wenn das Interesse an Vinyl (wieder) entflammt, ist der Ärger da. Weil eine interne Nachrüstung schlichtweg nicht (mehr) möglich ist. Oder enorme Summen verschlingt. Oder ein komplett bestückter Brocksieper doch nicht im Kreditrahmen liegt.
Well, Mr. Brocksieper, it seems like the audiophile world needs a separate phonostage …
Der ganz konkrete Vorschlag des US-Vertriebschefs folgt gängiger High-End-Praxis: Man nehme ein ganz normales Fullsize-Gehäuse einer hauseigenen Vor- oder Endstufe und implantiere darin einen Phonozweig. Das wäre nicht nur optisch, sondern auch kaufmännisch eine logische Lösung. Und obendrein ein relativ risikoarmes Unterfangen, Gehäuse und Module exisitieren ja bereits.
Eine separate Phonostufe also. Stefan Brocksieper muss darüber erst einmal intensiv nachdenken. Das gehört zum Naturell des studierten Elektroingenieurs, die stets angestrebte Perfektion fällt schließlich nicht vom Himmel.
Grundsätzlich findet Brocksieper Gefallen an der Vorstellung, mit einer eigenen Phonostufe auch bei fremden Verstärkern anzudocken und auf diese Weise positiv aufzufallen. Doch irgendwie fühlt sich der Röhrenexperte auch sportlich herausgefordert. Zwei Szenarien entwickelt er daraufhin als mögliche „separate solution“: eine Über- und eine Überraschungs-Lösung. Will heißen: Entweder konstruiert Brocksieper eine völlig kompromisslose Nonplusultra-Phonostufe, die alles Bisherige in den Schatten stellt. Das ließe sich jedoch nur mit immensem Aufwand in einem Vollformat-Gehäuse realisieren, wäre mit einem womöglich atemberaubenden Preisschild garniert und entspräche damit dem klassisch-konservativen High-End-Motto „Viel mehr (Geld) für etwas mehr (Klangqualität)“.
Oder er überrascht alle – sich selbst eingeschlossen – mit einem wirklich originellen Produkt. Brocksieper hat schon zuvor beweisen können, dass zielgerichtete Originalität in der üblicherweise eher reserviert auftretenden High-End-Szene durchaus „funktionieren“ kann, sich sogar ausgesprochen knackig verkaufen lässt. Sein winziger, witziger, aber technisch hochseriöser EarMax (siehe image hifi Nr. 67) hat sich nämlich längst als Verkaufsschlager entpuppt. Das ursprünglich rein private Spaßprojekt beglückt zu diesem Zeitpunkt bereits Hunderte anspruchsvoller Kopfhörer weltweit, und die Nachfrage ist bis heute ungebrochen. Jawoll, das Prinzip EarMax, diese reduzierte, verdichtete Form und der attraktive Preis – das ist es, was der Entwickler unter einer interessanten sportlichen Herausforderung versteht. Denn noch ist ja keineswegs absehbar, ob sich die angestrebte Klangqualität (hoch) zum angestrebten Preis (günstig) mit einem schnuckligen Gehäuse (winzig) verträgt. Oder ob diese Idee in der Praxis oder an den strengen Vorstellungen des Meisters scheitert. Immerhin würden mit Sicherheit ein paar Kompromisse einzugehen sein, allein schon aus Platzgründen.
Der US-Vertrieb ist Feuer und Flamme, findet beide Vorschläge sofort sympathisch, vor allem den EarMax-Ableger – was nicht weiter verwunderlich ist, da er diesen einst selbst auf den Serienweg geschickt hatte. Aber er bezweifelt auch, dass sich ein komplexer Phonoamp derart eindampfen lässt, dass er ins pretty package eines EarMax hineinpasst. Wenn Mr. Brocksieper dieses Kunststück letztlich aber doch fertig brächte, dann …
Man kennt die Begeisterungsfähigkeit der Amis.
Normalerweise dreht sich’s um höher, weiter, größer, am besten um die ganze Welt. Hier aber geht’s um kleiner, feiner, filigraner. Ausgerechnet um ein Nischenprodukt für eine höchst anspruchsvolle, verschworene Gemeinde, die nur Röhren akzeptiert.
Stefan Brocksieper fühlt sich durch die Skepsis erst recht herausgefordert. Das Trainingsprogramm für den PhonoMax läuft an und nimmt allmählich konkretere Gestalt an. Dennoch wird es ein ganzes Weilchen dauern, bis ein erster Prototyp zufriedenstellend läuft. Denn was ist nicht alles zu meistern, wenn nur drei Brennplätze für Röhren zur Verfügung stehen und sprichwörtlich jeder Millimeter zählt. Nachdenken, nochmals nachdenken, Prototypen bauen, durchmessen, ausprobieren, anhören. Dann alles noch mal von vorn, und beim nächsten Versuch vielleicht mit einem um zwei Millimeter und 15 Grad versetzten Bauteil hier und einer Winzigkeit dort …
Von der ersten Idee bis zur ersten Serienproduktion des PhonoMax ziehen gut zwei Jahre ins Land. Seit fünf Jahren steht nun aber dem EarMax ein phonotaugliches Geschwisterchen zur Seite, das dem Kopfhörerverstärker verdächtig ähnlich sieht, jedoch mit einem deutlich komplexeren Innenleben ausgestattet ist.
Um bestmögliche Kanaltrennung und Störgeräuscharmut bei akzeptablem Verstärkungsfaktor zu erreichen, kommen für Brocksieper nur feine Doppeltrioden vom Typ ECC88 (mitunter auch als Profivariante E88CC) in Frage, selbstverständlich NOS-Industrieware und nach Art des Hauses „schwerst selektiert“. Die beiden außen platzierten Gläser übernehmen in kaskodierter Schaltungstechnik das Eingangssignal des Tonabnehmers, die mittlere Röhre sorgt ebenfalls für Verstärkung und beschickt auch gleich den Ausgang. Die korrekte (RIAA-)Entzerrung des Eingangssignals erledigt Brocksieper aktiv in der Gegenkopplungsschleife, bei der Erzeugung der Anodenspannung – eine ECC88 ist mit 125 Volt bereits völlig zufrieden – kommt eine Spannungsstabilisierung mithilfe eines integrierten Reglers vom Typ TL783 zum Einsatz, wie überhaupt alle Betriebsspannungen im PhonoMax stabilisiert sind. Bei Entzerrung und Filterung folgt die Phonostufe der gültigen IEC-Norm und berücksichtigt auch die gerne vernachlässigte vierte Zeitkonstante: Unterhalb von 20 Hertz werden subsonische Störsignale eliminiert; ein entsprechend dimensioniertes Filter setzt unterhalb von 15 Hertz mit zwölf Dezibel pro Oktave Filtersteilheit sinnloser Membranpumperei und Leistungsverpulverung ein Ende.
Als ebenso praxisgerecht entpuppen sich die vier Eingangsimpedanzen, die per Drehschalter auf der Oberseite angewählt werden (zum Vergleich: Brocksiepers Steckmodule erlauben eine Anpassung in 128 Stufen). Mit 200, 500 und 1000 Ohm sowie 47 Kiloohm harmoniert der PhonoMax mit gängigen Tonabnehmern, die nicht dank extrem geringer Ausgangsspannung oder/und exotischer Abschlussimpedanz ohnehin auf absolute Speziallösungen angewiesen sind. Ein SPU zum Beispiel gehört folglich nicht an einen PhonoMax, ein Denon DL-103 dagegen sehr wohl.
Mit dem Verzicht auf die ganz schwierigen Toabnehmerfälle und eine fein abstimmbare Anpassung sind dann im Wesentlichen auch schon die Kompromisse benannt, die Stefan Brocksieper mit der kunstvollen Miniaturisierung einer Röhren-Phonostufe eingehen musste. Mehr Verstärkung und Störgeräuschabstand dürfte in diesem superkompakten Umfeld schlichtweg nicht realisierbar sein. Und erst recht nicht zu diesem Preis.
Um hinter das gesamte Technikpaket des schnuckligen Phonoamps zu kommen, genügt es keineswegs, die beiden Schrauben auf der Unterseite zu lösen und einen geschärften Blick auf die sichtbaren Bauteile und das Schaltungslayout der Platine zu werfen. Denn die klangentscheidenden „Sahneteile“ hat Brocksieper zwischen Platine und dem diagonalen Wulst auf der Gehäuseoberseite untergebracht – es muss ja nicht jeder sofort alles sehen (und erst recht nicht verstehen oder auch nur kopieren) können.
Fakt ist jedenfalls, dass der PhonoMax seine Glaskolben äußerst schonend und rücksichtsvoll behandelt – und Ähnliches auch von seinem Benutzer erwartet; dazu gleich mehr. Ein ausgesprochen weiches Startprozedere fährt das Röhrentrio schonend hoch, nach einer Minute ist ein stabiler Betriebszustand erreicht und Musik darf erklingen, spätestens nach einer halben Stunde läuft der Entzerrer dann unter optimalen Arbeitsbedingungen und mit ebensolchem Klang. Der insgesamt sanfte Betriebsmodus soll ein paar Tausend Stunden einwandfreien Klanggenuss garantieren. Und nicht umsonst laufen die Röhren im PhonoMax mit gerade einmal 10 bis 15 Prozent ihrer maximal möglichen Leistung. Dennoch ist der Dauerbetrieb auch bei Nichtbenutzung – gängige Praxis bei den transistorisierten Kollegen – verpönt, auf diese Weise werden nur die Röhren sinnlos verbraten. Überlegtes Ein- und Ausschalten lohnt sich – und lässt sich in den Tagesablauf integrieren: Die Wartezeit bis zum klanglichen Optimum nutzen kluge Benutzer, um in aller Ruhe ein anspruchsvolles Vinylprogramm zusammenzustellen, Kaffee zu kochen, Rotwein zu dekantieren oder noch ein wenig in der Zeitung zu blättern.
Übrigens: Ganz im Gegensatz zu seiner eigenen Empfehlung läuft das persönliche Exemplar von Stefan Brocksieper sehr wohl gnadenlos im Dauerbetrieb. Der neugierige Mann will einfach wissen, was in dieser Konfiguration technisch möglich ist. Also hat der betriebsinterne PhonoMax des Meisters schon rund 50000 Stunden auf dem Buckel, derzeit mit dem zweiten Röhrensatz. Und wo wir schon mal dabei sind: Immer wieder ist von vermeintlichen und selbst ernannten Fachleuten zu hören, dass Röhrengeräte ja grundsätzlich unglaublich empfindlich seien, die Gläser ja sooo schnell an Qualität verlören und es überhaupt ein wahres Kreuz mit deren Beschaffung sei. Der Autor kann aufgrund eigener Erfahrungen nur sagen, dass es nicht den geringsten Grund gibt, bei seriösen Qualitätsprodukten an der Redlichkeit und Zuverlässigkeit des Herstellers zu zweifeln. Und noch weniger an den verwendeten, mitgelieferten, möglicherweise schon eingesetzten Röhren. Brocksieper zum Beispiel testet Röhren niemals nur als Einzelstücke, sondern stellt immer komplette, aufeinander abgestimmte Sätze zusammen. Und das zum äußerst moderaten Preis: Für den PhonoMax kostet der komplette Austausch des Röhrentrios schlanke 60 Euro! Jeder ernsthafte Tonabnehmer kostet ein Vielfaches – und hält nicht annähernd so lange.
In der Praxis verlangt der PhonoMax nach ein wenig Rücksicht und Respekt. Immerhin ist er ja wirklich winzig und damit auch den Strahlungen des umgebenden Geräte- und Installationsparks relativ schutzlos ausgeliefert, zudem hat er einen verdammt komplexen, sensiblen Job zu erledigen. Sein Wunsch sei also Befehl, sorgfältigen Umgang pflegt man schließlich auch mit jedem anständigen Plattenspieler, Tonarm und System.
Einen geeigneten Platz für Max zu finden, sollte bei einem Grundmaß von rund zehn mal zehn Zentimetern (inklusive Buchsen!) kein Problem sein, auch die entstehende Verlustwärme der Röhren ist kein Thema für Pyromanen. Man achte nur darauf, dass sich keine dicken Trafos oder andere Störquellen in unmittelbarer Nähe befinden und dass die Röhren noch ein wenig atmen können. Auch das externe Netzteil, nochmals kompakter als das Hauptgerät, lässt sich leicht unterbringen. Nur unzugänglich verstecken sollte man das leider ziemlich unattraktive Kunststoffteil nicht, trägt es neben einer ziemlich leuchtstarken blauen LED doch auch den Netzschalter. Und wer will sich schon des sinnlosen Röhrenverheizens schuldig machen?!
Die Verbindung zwischen PhonoMax und Netzteil stellt ein biegsames Kabel mit einem professionellen arretierenden Lemo-Stecker her. Das Audiosignal hingegen wird, wie allgemein üblich, über zwei Cinchbuchsenpärchen transportiert. Anstatt das PhonoMax-Gehäuse mit irgendwelcher Schrift zu verunzieren, hat Brocksieper die Ein- und Ausgänge über die Stellung der Montagemuttern der Cinchbuchsen definiert. Das hört sich komplizierter an, als es ist. Man schaue nur auf die Buchsen: „Flache Seite oben“ bedeutet Eingang, „spitze Seite oben“ Ausgang; hier liegt das fix und fertig entzerrte, hochverstärkte Signal für den nachfolgenden Verstärker an.
Auch bei der Wahl der Cinchkabel heißt es ein bisschen aufpassen. So manches in audiophilen Kreisen hoch geschätzte Kabel ist derart steif und unflexibel, dass es den gerade mal 420 Gramm schweren PhonoMax glatt aus den gummierten Socken hebt. Zugegeben, ein schwebendes, sanft glimmendes Röhrengerätchen ist schon ein ziemlicher Hingucker, dürfte aber kaum im Sinne des Erfinders positioniert sein. Im konkreten Fall muss ich ein relativ kurzes, leicht gebogenes Doppelstück Sun Wire Phono in einem genau definierten Winkel vom Plattenspieler zum PhonoMax führen, damit dieser auch weiterhin mechanisch geerdet ist. Die elektrische Erdung, die Masse, läuft ja ohnehin direkt zum nachfolgenden Verstärker weiter, da Max als Kleingerät – völlig korrekt – ohne Schutzleiter betrieben werden darf.
Die (näherungsweise) richtige Eingangsimpedanz/Verstärkung für den angeschlossenen Tonabnehmer wähle man unbedingt vor dem Einschalten, ansonsten kracht’s womöglich im hifidelen Gebälk. Vereinfacht gilt Folgendes: 200 Ohm passt für Moving-Coil-Systeme „älterer“ Bauart, 500 Ohm für „jüngere“ MCs, und wem das noch nicht knackig genug klingt, der probiere 1000 Ohm aus; 47 Kiloohm schließlich ist für alle MM- und High-Output-MC-Systeme reserviert. Ich finde das wohlüberlegt, im Rahmen der Möglichkeiten praxisgerecht, und komme im weiteren Verlauf des Tests auch sehr gut damit zurecht. Wer nun meint, unbedingt eine Abschlussimpedanz von 723,4 Ohm zu benötigen und alles andere sei egal, der schaue sich vielleicht doch lieber woanders um …
Kaum überraschend ist die Störgeräuscharmut des kleinen Knufflings. Immerhin hat hier ein renommierter Hersteller seinen Ruf zu verlieren. Und nachdem der Benutzer angesichts der liebevollen Umverpackungen im alten Stil (handbeschriftete, stabile Pappkartons, sehr sorgfältig ausstaffiert) ohnehin schon ein irgendwie „umsorgtes“ Gefühl entwickelt hat, liefert der PhonoMax auch die passende klangliche Vorstellung dazu. Man sollte „umsorgt“ nur nicht mit „gemütlich“ gleichsetzen. Denn das hier ist etwas anderes: Eine solch geschliffene, austarierte, blitzblanke Performance kann nur das Produkt eines ganz feinen Elternhauses sein. Seine musikalische Performance wirkt stets aufgeräumt und wohlgeordnet, besitzt harmonische Kraft, ohne jemals in jene kühle Nüchternheit zu verfallen, die so oft bei transistorisierten Entzerrern festzustellen ist. Der PhonoMax ist immer frischwärts bei der Sache, reicht das Geschehen auf der Schallplatte äußerst sauber und blitzschnell, aber ohne hektische oder vorlaute Anflüge an den Hörer weiter. Er liefert die Musik in fein balancierter, gleichwohl großzügig wie akkurat arrangierter Form und verzichtet völlig auf opulente oder verkniffene Eigenheiten. Fundament und Bässe haben Kontur und eine sportlich-schlanke Statur, bewegen bei Bedarf aber reichlich Luft. Ernsthaft vermisst habe ich selbst in den untersten Lagen rein gar nichts. Und dass eine erstklassig gemachte Röhrenkomponente – von nichts anderem ist hier die Rede – in puncto Klangfarben, feinen Strukturen und innerem Zusammenhalt sowieso die Krönung der hifidelen Schöpfung darstellt, davon kann auch der kleine Schallplattenmax ein großes Lied singen.
Vor Jahren schon hatte ich den PhonoMax für ein paar Tage zu Gast und war spontan von seinen guten Manieren, seinem Spielwitz und dem Klangfarbenreichtum begeistert. Nun habe ich ausgiebig Zeit und füttere ihn mit verschiedenen Systemen, die ihm allesamt zu schmecken scheinen. Wie selbstverständlich präsentiert er die klanglichen Eigenheiten des Denon DL-103, eines neuen kleinen Shelters, eines „mittelalten“ High-Output-Dynavectors oder eines modifizierten Grados von The Cartridge Man. Das hat alles Klasse, zeugt von klanglicher Größe. Hier gibt’s keine Egotrips, keine Mimositäten, keine Unverträglichkeiten zu schlucken, hier gibt’s einfach nur rundum gelungene Vorstellungen, die den Fokus jederzeit bei der Musik belassen – oder auf dem Tonabnehmer, auf der Schallplatte, auf der Produktion, wie man will. Der PhonoMax nimmt sich vorteilhaft zurück, blendet sich praktisch aus der Wahrnehmung des Zuhörers aus. Und vor so viel Selbstbewusstsein und klanglicher Größe ziehe ich den Hut.
Man mag für das Geld anderswo mehr Masse bekommen, aber wohl kaum mehr Klasse. Das Juwelenhafte des PhonoMax – ja, auch aus klanglicher Sicht – ist seinen Preis unbedingt wert.
PS: Eine von Stefan Brocksieper vorsichtig in Aussicht gestellte Special Edition des PhonoMax, die sich konzeptionell an den verschiedenen Versionen des Kopfhörerverstärkers EarMax orientiert, wird nach intensiven Tests nun doch nicht realisiert. Der Aufwand eines stark überarbeiteten und potenteren, mithin erheblich teureren Netzteils stehe in keinem günstigen Verhältnis zur klanglichen Verbesserung – sofern man davon überhaupt ernsthaft sprechen könne, so die nüchterne Analyse des Meisters himself. Es scheint ganz so, als gehöre schon der serienmäßige PhonoMax zu den „Unverbesserlichen“.
Geräteinformation
Röhrenbestückung: 3 x ECC88 (E88CC)
Eingangsimpedanzen: 200, 500, 1000 Ohm, 47 kOhm
Eingang: 1 x Cinch
Ausgang: 1 x Cinch
Besonderheiten: separates Netzteil, Softstart, sanfte Regelungen; selektierte Röhrensätze für 60 Euro direkt von Brocksieper
Maße PhonoMax (B/H/T): 10/10/10 cm
Maße Standard-Netzteil (B/H/T): 6/6/12 cm
Gewicht: PhonoMax 420 g, Standard-Netzteil 500 g
Garantiezeit: 36 Monate
Preis: 920 Euro
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